Für Hannes Fischer aus Wismar war das „Rennsteig“ der schönste Urlaub in seinem Leben. Den begehrten Ferienscheck hatte 1984 seine Werft organisiert. Auch Ehefrau Maria ist vom Hotel in Oberhof derart begeistert, dass sie alles akribisch im Tagebuch festhält.
„Was uns ebenfalls gut gefällt, ist die Ausgabe von Verpflegungstalons. Bei allen Mahlzeiten kann man am Buffet aussuchen und mit Talons bezahlen. … Und wenn die Talons alle sind, muss man eben ins Geldtäschchen greifen.“
„Wir waren im `Rennsteig´“ ist ein Film über das größte FDGB-Erholungsheim in Thüringen. Der frühere DDR Staats- und Parteichef Walter Ulbricht persönlich hatte sich 1967 für den Neubau des 15-stöckigen Hauses stark gemacht. Schließlich brauchten die Werktätigen Urlaubsplätze. Oberhof schien Ulbricht der ideale Ort zu sein: hoch genug für Schnee und weit genug von einer Grenze entfernt. Schon 1974 können die ersten Gäste ihre Zimmer beziehen und staunen: Denn im `Rennsteig´ war alles vom Feinsten. Fahrstühle, Tapeten, sogar die Wasserhähne kamen aus dem Westen.
In der 30-minütigen Dokumentation kommen neben Urlaubern auch ehemalige Mitarbeiter zu Wort und decken auf, warum es im `Rennsteig´ neben dem guten Essen auch immer ausreichend Berliner Bier gab. Schließlich beherbergte das Hotel in seiner 10. Etage ganz besondere Gäste. Hauselektriker Günther Thomas erinnert sich an den allabendlichen Streit ums Fernsehprogramm: nicht jeder hatte von Anfang an einen TV-Gerät im Zimmer und versuchte im Klubraum des Hotels Westfernsehen zu empfangen.
Länge: 30 Minuten
Bis zum Herbst 1989 gleicht es einem Lottogewinn, im Hotel `Rennsteig´ wohnen zu dürfen. Fast über Nacht bleiben die Gäste aus. Das Erholungsheim wird an einen Investor verkauft und 1992 geschlossen. Nach zehn Jahren Leerstand und Verfall beschließt die Stadt Oberhof, dass renommierte Haus abzureißen. Seit 2002 erinnert nichts mehr an den Urlaub von Hannes und Maria Fischer in Oberhof.
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